Tagebuch von Arthur Schnitzler, 1. 11. 1903
1/11 In St. Veit bei Bahr, nach vorherigem Spazierg. über den Hackenberg.– Seine Vorlesung des »Reigen« im B. Saal verboten.– Im » Journalistenverein« erhob sich neulich Leitich 1, gab zu bedenken, ob ein Journalist, der den Reigen vorlese, nicht die Standesehre verletze – Poetzl – und Rob. Hirschfeld secundirten. Niemand trat dafür ein.– Über Wr. Zustände im allgemeinen. Charakteristikon: die Antisemiten sind straflos, unangreifbar . . . die jüd. Blätter: Wir können doch einen antisem. nicht angreifen . . . – Ekel Bahrs. Wenn ich 3000 Gulden sicher hätte, ging ich fort. 2000 meine Frau, 1000 ich.–
Nm. Frl. Rothenstein; weil O. sich geäußert, sie (O.) fühle ihren Hass, wenn sie da sitze . . . Etc.–
Brief von Antoine, Einladung zur Première des Kakadu.
Abend bei uns Saltens, Trebitsch, Bahr.–
Wieder »Reigen«.– Wie Singer (Wilh.) Herrn Weisse Abbitte that – anläßlich einer Kritik 2 Bahrs.–
- Tagebuch 1903–1908 Unter Mitwirkung von Peter Michael Braunwarth, Susanne Pertlik und Reinhard Urbach hg. v. der Kommission für literarische Gebrauchsformen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Obmann: Werner Welzig Wien Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1991