Tagebuch von Arthur Schnitzler, 29. 6. 1913
29/6 S.– Vm. auf den Feldern gegen Pötzleinsdorf; mit Schönherr. (Über Immunität, Infection;– »freien Willen« der Bacillen,– Disposition;– – über den Schuften Müller Guttenbrunn – Sch. will seine (M. G.s) Denunziation photographiren lassen und ev. weitres unternehmen; über den Neid – (nicht viel auf Talent, mehr auf Ruhm, unstillbar auf Geldverdienen) über Robert Hirschfeld (auch gegen Schönherr (Glaube und Heimat) hat er den Katholizismus in Schutz genommen); u. s. w.) – Auf dem Heimweg gesellt sich Ebermann bei;– ein myxoedematöser Greis –. Sch. erzählt später, wie Ebermann bei Speidels (seines Preisers) Begräbnis hinter dem Sarg gegangen sei, selbst schon ein Vergessner! –
– Nm. bei Heini oben Bangs Zusammenbruch ausgelesen.–
Handls » Bahr «1, dann das »Bahrbuch« durchgeblättert. Las wieder2 seinen »Glückwunsch« an mich.– So keine Ahnung von mir zu haben! – Niemand hat es so leicht auf der Welt als der Feuilletonist – niemand so schwer als der Dichter.–
- Tagebuch 1913–1916 Unter Mitwirkung von Peter Michael Braunwarth, Richard Miklin, Susanne Pertlik, Walter Ruprechter und Reinhard Urbach hg. v. der Kommission für literarische Gebrauchsformen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Obmann: Werner Welzig Wien Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1983