Adele Sandrock an Arthur Schnitzler, [16. 1. 1895]
Eigentlich müsste ich Dir heute den Abschied geben – denn Du warst frech – namenloss frech – gemütsroh – – wild – boshaft – gleichgiltig! –
Na – ich habe ja »Gott sei Danck« 13 Monate Zeit gehabt mich daran zu gewöhnen, und darum zürne ich Dir nicht – sondern – sage Dir feierlich – Arthur – ich liebe Dich so rasend so schrecklich – dass ich vor lauter Liebe zu Dir blödsinnig bin! – Du – süßer Hund Du! Hach!
Felix – Felix – war heute – zwei Stunden bei mir – –
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Also – Du willst mich nicht seh’n! – Gut – übereile Dich nicht Schatz – es wäre ja auch zu viel verlangt vor so einer großen Gesellschaft zu mir zu kommen. Nur, theile ich Dir mit dass ich am Freitag keine Zeit habe – ebenso Samstag und Sonntag. Samstag gehe ich mit Salten nach der Vorstellung soupiren – Sonntag habe ich Bahr bei mir – und Montag bin ich für Dich zu sprechen, solltest Du nicht in ein Theater gehen (?) ja – ja – dann komme zu mir.
Leb wohl Du – Du – ah wie nenn ich Dich Scheusall –.Der Diltsch.
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D Marbach am Neckar Deutsches Literaturarchiv A:Schnitzler, 85.1.4409/1
hs. Brief, 1 Bl., 4 S., von Schnitzler datiert: » 16/1 95 «
- Weiterer Druck: Dilly. Geschichte einer Liebe in Briefen, Bildern und Dokumenten Zusammengestellt von Renate Wagner Wien, München Amalthea 1975 230–231