Peter Altenberg an Hermann Bahr, [Ende Juni, Anfang Juli 1913]
ich wende mich in meiner Verzweiflung vertrauensvollst an Sie! Kaum ist es mir gelungen, bei meinem Blatte 1 die monatlichen 100 Kronen, die man mir im Mai endgiltig gekündigt hatte, wieder für 3 Monate, bis Ende September, zu erhalten, kommt heute, gerade in diesen herrlichen einzigen Zeiten der Lido -Erholung, die Hiobspost von Herrn Hugo Öhler in Berlin, daß er vom 1 Juli an, die mir seit Jahren gezahlte Rente von 50 Kronen monatlich, einstelle!
Ich flehe Sie, den Schicksal-Begnadeten, an, mir die ausgesetzte Rente von 50 Kronen monatlich auch über das Jahr hinaus zu verlängern, und Schnitzler u. Hofmannstal zu gleichem zu bewegen!
Das ist das Loos eines 54-jährigen kranken Dichters.
Peter Altenberg
% Herzlichsten Gruß an Ihre Frau!
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A Wien Theatermuseum HS AM 15148 Ba
eh. Brief, 1 Bl., 3 S.
- Weiterer Druck: Peter Altenberg an Hermann Bahr Texte hg. von H. Lunzer und V. Lunzer-Talos Hg. Jeanne Benay, Alfred Pfabigan Hermann Bahr – Für eine andere Moderne New York, Bern, Frankfurt am Main Peter Lang 2004 262